Menschennatur in Farbe – Die emotionale Topografie der Körperbilder von Karin Scheucher
Ausstellung in der Kunstgalerie Berlin Achtzig | 02. Mai 2025 – 14. Juni 2026 | Vernissage: 02. Mai 2025, 19 Uhr
Einführung in das Ausstellungskonzept
Zwischen sinnlicher Erdverbundenheit und psychologischer Tiefe entfaltet sich die neue Ausstellung der österreichischen Künstlerin Karin Scheucher in der Kunstgalerie Berlin Achtzig unter der kuratorischen Leitung von Dietrich Willerscheid. Vom 02. Mai 2025 bis zum 14. Juni 2026 sind ausgewählte figurative Acrylwerke aus ihrem zentralen Œuvre-Zyklus zu sehen, der die emotionale Beschaffenheit menschlicher Beziehungen in malerische Körperlandschaften übersetzt.
Scheuchers gemalte Körper sind nicht Abbilder – sie sind Empfindungsräume. Die in Erd-, Ocker- und Naturtönen gehaltenen Arbeiten verknüpfen figürliche Lesbarkeit mit der Poesie des Andeutenden. Die Ausstellung zeigt exemplarisch drei Hauptwerke aus dem Jahr 2015, die exemplarisch für Scheuchers malerische Sprache stehen:
Werkbetrachtung 1: „Märchenmenschen 1“ (2015, Acryl auf Leinwand, 100 × 80 cm)
Diese Bildkomposition zeigt zwei menschliche Figuren in lasierender Überlagerung. Sie erscheinen wie aus einer mythischen Vergangenheit – entrückt, still und in sich versunken. Die Mischtechnik auf Acrylbasis erzeugt transparente Farbschleier, die Haut nicht definieren, sondern emotional aufladen. Die Umrisse sind zart, fast vergehend, was den Eindruck eines Übergangs zwischen Welt und Erinnerung erzeugt. Die gewählten Naturfarben – Sepia, Umbra, Kalkweiß – betonen das Archaische, das Intime. Die Märchenmenschen sind Projektionsfiguren – offen für Erinnerung, Nähe, Verlust.
Werkbetrachtung 2: „Paar 2“ (2015, Acryl auf Leinwand, 70 × 100 cm)
In „Paar 2“ begegnen sich zwei Körper in einer Momentaufnahme zwischen Zuneigung und Distanz. Die Körper sind angedeutet, ineinander verschoben, aufgelöst in fließende Farbformen. Die hellen Schichten stehen im Dialog mit dunklen Kontrasten, als würde sich Licht gegen das Verborgene behaupten. Karin Scheucher nutzt gezielt farbliche Reduktion: Ocker, Rost, Sand und Asche dominieren, um die emotionale Spannung zwischen den Figuren zu akzentuieren. Diese Szene bleibt bewusst unkonkret und verweist doch auf das Allgemeine: Nähe verlangt Verletzlichkeit.
Werkbetrachtung 3: „Märchenmenschen 2“ (2015, Acryl auf Leinwand, 100 × 70 cm)
Dieses Werk bildet das emotionale Zentrum der Ausstellung. In „Märchenmenschen 2“ sind die Figuren fast gänzlich abstrahiert. Nur noch Andeutungen von Gesichtern, Körpern, Bewegungen. Der Raum ist atmosphärisch dicht – eine schwebende Struktur aus Lasuren, die über Farbschichten hinweg eine psychologische Tiefe erzeugt. Der Körper wird hier nicht dargestellt, sondern erahnbar gemacht. Eine malerische Erinnerung an Berührung, an Nähe, an das Menschsein selbst.
Ein malerischer Dialog mit der Innerlichkeit
Scheuchers Kunst ist ein meditativer Gegenpol zur lauten Bildsprache der Gegenwart. Ihre Bildfiguren sprechen nicht mit Stimme, sondern mit Stille. Sie verkörpern, was nicht sagbar ist: Erinnerung, Trauer, Liebe, Herkunft. In einer expressiv-poetischen Bildsprache verwebt sie Körper mit Emotion, Raum mit Stimmung.
Ihr Einsatz von Acryl in mehrschichtigen Lasurtechniken schafft visuelle Tiefen, die dem Betrachter erlauben, in emotionale Sphären einzutauchen. Die erdigen Farbpaletten erzeugen eine emotionale Wärme, gleichzeitig aber auch eine archaische Klarheit, die in der zeitgenössischen Malerei selten geworden ist.
Der Mensch als Spiegel – Der philosophische Unterbau
Scheucher begreift ihre Malerei nicht als Darstellung, sondern als Übersetzung seelischer Prozesse. Die Körper werden zu symbolischen Gefäßen menschlicher Erfahrungen. Diese figürliche Malerei ist kein Realismus, sondern ein emotionaler Existenzialismus auf Leinwand.
In jedem Werk spürt man die tiefen anthropologischen Fragestellungen, die Scheucher verfolgt:
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Wer bin ich im Blick des Anderen?
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Was bleibt zwischen Nähe und Verlust?
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Wie sichtbar ist das Unsichtbare in uns?
Zitat von Galerist Dietrich Willerscheid
„Karin Scheuchers Malerei offenbart, was Worte oft verschweigen: Die Haut des Bildes ist die Haut der Erinnerung. Ihre Farben sind nicht bunt, sondern bedeutungssatt – ihre Figuren keine Körper, sondern Empfindungen, sichtbar gemacht.“
Biografischer Kontext und künstlerische Entwicklung
Karin Scheucher (1971, Feldbach, Österreich) absolvierte ihre künstlerische Ausbildung mit Auszeichnung an der Kunstgewerbeschule Graz, Fachrichtung audiovisuelle Medien. Früh von Künstlern wie Richard Kriesche und Branco Lenart gefördert, entwickelte sie eine Bildsprache zwischen Körperlichkeit und Geist. Seit 2004 arbeitet sie kontinuierlich an einem figurativen Werkzyklus, das in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich und Deutschland gezeigt wurde.
Die Künstlerin ist seit 2011 Teil der Kunstgalerie Berlin Achtzig, kuratiert von Diana Achtzig, und stellt regelmäßig im deutschsprachigen Raum aus. Ihre Bilder befinden sich in privaten Sammlungen in Graz, Wien, Berlin und Basel.
Kunstgalerie Berlin Achtzig – Galerie für zeitgenössische Kunst
Ausstellungsdauer: 02.05.2025 – 14.06.2026
Vernissage: Freitag, 02.05.2025, 19:00 Uhr
Gezeigte Werke:
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„Märchenmenschen 1“, Acryl/LW, 100 x 80 cm, 2015
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„Paar 2“, Acryl/LW, 70 x 100 cm, 2015
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„Märchenmenschen 2“, Acryl/LW, 100 x 70 cm, 2015
Preise auf Anfrage unter: diana.achtzig@googlemail.com - Sichtung der Kunstwerke unter: https://www.dianaachtzig.de/kuenstler-im-fokus/karin-scheucher.html
Achtzig Kunstgalerie Berlin
Galerist. Dietrich Willerscheid
Weißenhöher Straße 14 B
12683 Berlin Biesdorf
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Quellenangabe bei Verwendung:
Kunstgalerie Berlin Achtzig, Ausstellung Karin Scheucher, Kurator Dietrich Willerscheid, 2025
Ort: Achtzig Kunstakademie Berlin - Weißenhöher Str. 14 - 12683 Berlin - Biesdorf