»Authentizität überdauert Kalkül«

Die erfolgreiche Berliner Galeristin Diana Achtzig lässt die nationalen und internationalen Künstler-Herzen mal wieder höher schlagen.

Seit nunmehr 15 Jahren ist die Kuratorin im Bereich Art Investment zu Hause und sorgte mit zahlreichen Ausstellungen wie u. a. Hard Art Candy – The Louvre of Ghosts im November dieses Jahres für Aufmerksamkeit.

Die Achtzig-Galerie für Zeitgenössische Kunst ist seit dem Herbst 2009 eine der ersten Adressen für Contemporary Fine Arts in Berlin. Diana Achtzig wäre aber nur eine Galeristin unter vielen, wenn sie sich und die beteiligten Künstler nicht immer wieder in einem neuen Licht und aus einer anderen Perspektive präsentieren würde.

Das Jahr 2011 neigt sich dem Ende, für Diana Achtzig und Ihre Contemporary Fine Arts Gallery Berlin jedoch kein Anlass, sich dem Müßiggang hinzugeben – im Gegenteil. Die Achtzig-Galerie für Zeitgenössische Kunst öffnet ihre Pforten darüber hinaus noch für eine ganz besondere Ausstellung.

Diana Achtzig lädt unter dem Titel contemporary artists zu einer Gruppenausstellung der ganz besonderen Art und bietet dem kunstvertrauten Berliner Publikum die Möglichkeit, ausgewählte zeitgenössische Künstler-Persönlichkeiten und deren außergewöhnliche Werke zu bewundern. Die facettenreichen Stile, von denen sich die Künstler inspirieren und befruchten lassen, sorgen für eine einmalige Vielseitigkeit in der Ausstellung.

Sylvester Antony sorgte im November 2011 mit seiner Einzelausstellung Hard Art Candy – The Louvre of Ghosts in der Achtzig-Galerie für Zeitgenössische Kunst für reichlich Furore. Der gebürtige Kieler ist einer der ausdruckstärksten Künstler der Gegenwart und stellt seit mittlerweile über 20 Jahren international aus. Sein märchenhaftes Domizil, das Kunstschloss Wrodow, ist immer wieder Ausgangspunkt und „kreative Brutstätte“ für seine einzigartigen Bildwelten, Skulpturen, Installationen und Fotografien. Internationales Aufsehen erregte Antony u. a. mit seinen Ausstellungen im Puschkin-Museum Sankt Petersburg, im Sala del Cultura Menorca oder im Amsterdamer Bibel-Museum.

Diana Achtzig legt großen Wert auf Heterogenität, was sich in der sorgfältigen Auswahl der Künstler widerspiegelt. Nicht nur Malerei und Zeichnungen, sondern auch Fotografie, Druckgraphik und Skulpturen bereichern ihre Vernissagen und geben dem Besucher die notwendige Freiheit, sich auf die verschiedenen Stile und Eindrücke einzulassen.

Der Maler und Bildhauer Matthias Merdan ist ebenfalls integraler Bestandteil der Gruppenausstellung contemporary artists. Das Publikum konnte bereits im Oktober 2011 Zeuge seiner außergewöhnlichen Skulptur-Kunst werden. Die Vernissage NEUE ABSTRAKTION drückte dem Kunstherbst 2011 in der Contemporary Fine Arts Gallery Berlin seinen Stempel auf. Das sich aus zwei Teilen zusammensetzende raumgreifende Karbon-Objekt zeichnet sich – wie fast alle Werke Merdans – durch seine äußerst klare Formensprache aus.

Ellen Wolter, bekannt für ihre betont figürliche Acryl-Malerei, bildet neben Matthias Merdan die zweite Säule der Doppelausstellung NEUE ABSTRAKTION. Zentrales Element in Wolters Kunst ist die Auseinandersetzung mit dem Thema „Rollenverteilung der Geschlechter“. Ihre Werke führen dem Betrachter auf drastische Art und Weise immer wieder die zehrenden Konflikte der Geschlechterfrage vor Augen.

Contemporary Artists ist nicht bloß eine weitere Gruppenausstellung, sie ist das Ergebnis eines einzigartigen Zusammenspiels herausragender Persönlichkeiten und ihrer extravaganten Visionen. Nicht zuletzt die eigene Biographie von Diana Achtzig war wohl fruchtbarer Ausgangspunkt für die Realisierung einer solchen Idee. Ausbildungsjahre an der Universität der Künste Berlin sowie wertvolle Erfahrungen bei Aufenthalten in Hamburg, Amsterdam und Salzburg prägten das individuelle Interesse für Inhalte, Ausdrucksformen und Materialästhetik.

Eine Attitude, die sich auch in den Werken des Bildhauers Matthias Trott wiederfindet und so als eine Art thematische Klammer fungiert. Der ausgebildete Steinmetz nutzte vergangene Ausstellungen in der Achtzig-Galerie für Zeitgenössische Kunst bereits dazu, dem weltoffenen Kunst-Publikum seine außergewöhnlichen Skulpturen zu präsentieren. Dem Magdeburger gelingt es immer wieder, das Material Holz auf außergewöhnlichste Art und Weise für seine Zwecke zu manipulieren und zu intensivieren. Seine einzigartig gestalteten Pfahlholzskulpturen, u. a. bearbeitet mit Kettensägen, gebrannt, gebürstet und geölt, machen aus interessierten Beobachtern immer wieder staunende Zuschauer.

Sammy Deichmann, ein weiterer sehr erfolgreicher Bildhauer, teilt mit Trott die Leidenschaft für das Holz. Der von Natur aus relativ starre Werkstoff wird bei Deichmann zu einer Art „flexiblen Grenzerfahrung“. Der Wahlschweizer nutzt die natürlichen Unregelmäßigkeiten in Struktur und Oberfläche dazu, dem bereits toten Stoff durch den künstlerischen Schaffensprozess eine subtile Lebendigkeit zu verleihen. Deichmann liebt es – ähnlich wie Trott – dem massiven Holz mit Feuer, Wasser und Kettensäge „zu Leibe zu rücken“.

Hier reiht sich Isabella Siller in die von Diana Achtzig bewusst kreierte Heterogenität ein. Die österreichische Malerin ermöglicht dem Beobachter einen facettenreichen Blick auf ihre fein konturierten, teils mit persönlichen Erfahrungen angereicherten Ölgemälde. Sillers Werke weisen eine Nähe zur Realität auf und setzten sich doch gleichzeitig oftmals mit der Konfrontation von Wahrheit und Schein auseinander. Die Figuren in den so entstehenden Bildwelten spiegeln häufig das menschliche Verlangen nach Aufmerksamkeit und Anerkennung wider.

Hier schließt sich auch der perspektivische Bogen zur persönlichen Wahrnehmung von Diana Achtzig. Kunst hat in ihren Augen demnach immer etwas mit persönlichen Vorlieben zu tun. Dabei ist immer auch jene Authentizität zentraler Bestandteil, die der Künstler mit seiner Arbeit verkörpert.

Auch Petra Meyer verleiht ihren Intentionen und Visionen mithilfe von Ölbildern Ausdruck und nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch ihre abstrakten Bildwelten. Die studierte Maschinenbauingenieurin versteht es, etwas Geheimnisvolles aus ihren Werken sprechen zu lassen. Geometrische Formen, die eng mit der Malerei des Konstruktivismus verwoben sind und labyrinthartige Strukturen vermitteln größtmögliche Plastizität und Expressivität.

Florian Froehlich, erfolgreicher Maler und Bildhauer, komplettiert den exklusiven Künstler-Zirkel, den Diana Achtzig für ihre Gruppenausstellung contemporary artists in der Achtzig-Galerie für Zeitgenössische Kunst um sich scharen konnte. Froehlich, der bis dato vor allem durch seine Skulpturen unter Plexiglas in der Kunstszene für Aufsehen sorgte, widmet sich nun in erster Linie der Malerei szenischer Bilder. Interessant ist hier, dass Froehlich in seinen Werken zwar häufig den Menschen an sich thematisiert, allerdings nicht als Individuum, sondern immer als Teil einer Masse ohne individuelle Merkmale. Immer wieder wird in den Werken des Schweizer Künstlers daher das Aufeinanderprallen von Individuum und Masse inszeniert.

Contemporary Artists – wo sonst wäre eine solche Gruppenausstellung besser aufgehoben als in der Contemporary Fine Arts Gallery Berlin, unter der Regie der charismatischen Berliner Galeristin Diana Achtzig. Mit der Auswahl der Künstler stellt sie zum wiederholten Mal ihren eigenen Facettenreichtum und ihr künstlerisches Fingerspitzengefühl unter Beweis.

Vielleicht sind die Vernissagen in der Achtzig-Galerie für Zeitgenössische Kunst gerade deshalb so beliebt, weil die Galeristin selbst eine Auffassung, eine Idee, eine Vorstellung von Kunst hat, die nicht nur von den meisten ausstellenden Künstlern, sondern vor allem vom Publikum geteilt und verstanden wird. Denn für Achtzig ist und wird eine künstlerische Arbeit erst dann interessant, wenn Authentizität und eine spannende Fragestellung und eben nicht Kalkül sowohl Ausgangspunkt als auch lebendiger Bestandteil sind. Denn Ziel einer künstlerischen Arbeit sollte immer ein Gesamtwerk sein, dass sich von temporären Augenblicksmoden nicht irritieren lässt.

Greenberg Journalist im Pressewesen, Freie Presse, USA 07.12.2011

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